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Kirche als Talentscout, Geburtshelfer und Mentor für die gottgeschenkten Gaben der Menschen

Ehrenamtlicher Einsatz bedeutet für uns als Kirche mehr als das Management der Kompetenzen und Fähigkeiten, mehr als organisatorische Erwägungen und strategische Maßnahmen.

Das kirchliche Spezifikum des Ehrenamtes besteht darin, in den Begabungen, Talenten, Charismen, ja Berufungen der Menschen eine gottgeschenkte Gabe zu entdecken und sie dann auch mit der entsprechenden Sorgfalt und Hochachtung zu behandeln.

Dies hat weit reichende Konsequenzen für den Umgang der Kirche mit ihren Ehrenamtlichen. Die jeweilige gottgeschenkte Berufung der Menschen ist das Zentrum, von dem aus alle künftigen Überlegungen und Strukturen geformt werden müssen. Mit anderen Worten: Womit Kirche im Umgang mit Ehrenamtlichen umzugehen hat, ist personifizierter, Mensch gewordener Wille Gottes in seinen vielen unterschiedlichsten Ausformungen und Facetten. Die Entdeckung, Entfaltung und Ermöglichung dieser persönlichen Berufung, wie Gott sie den Menschen und der Kirche schenkt, ist daher die zentrale Prämisse und Kategorie des Ehrenamtskonzeptes.

© KNSY - Ch. Kniel & N. Synnatzschke / Bistum Essen

Partizipative Selbstbestimmung als Schlüssel für Motivationen

Wenn es für die bisher beschriebene Konzeption der Ehrenamtsarbeit in unserem Bistum zutrifft, dass die jeweilige Berufung der Christinnen und Christen der  Ernstfall der heutigen Pastoral sein soll, so muss es in mehrfacher Hinsicht Folgen für die Gestaltung unserer Ehrenamtsstrukturen haben.

  • Als erstes ist Partizipation / Teilhabe der ehrenamtlich Tätigen unbedingt zu gewährleisten. Partizipative Selbstbestimmung ereignet sich -  – theologisch ausgedrückt -  in den Prozessen der Synodalität.  Das Prinzip der Synodalität ist seit Urbeginn ein wesentliches Strukturelement der Kirche, das mit der Communio-Theologie des II. Vatikanums eine Bestätigung und Aufwertung fand.
  • Die manchmal beklagte Gremienmüdigkeit der Kirche könnte u.a. daran liegen, dass die so genannten „Laien“ zu wenig an konzeptionellen und strukturellen Entscheidungen mitbeteiligt sind. Dabei ist genau dies der Inbegriff dessen, was das II. Vatikanum „das gemeinsame Priestertum aller Getauften“ und damit die gemeinsame Verantwortung aller Gläubigen für den Auftrag und die Sendung der Kirche gemeint hat. (LG 10-13)
  • Gerade deswegen wird es in Zukunft darauf ankommen, im Bereich des Ehrenamtes die Kompetenz und das Fachwissen der Ehrenamtlichen mit einzubeziehen, ihnen Raum und Vertrauen, Mitbestimmungs- und Gestaltungsmöglichkeiten einzuräumen, um die Zukunft der Kirche weiter zu entwickeln.

Mitverantwortung der Gremien

Mehr als in der Vergangenheit wird es deshalb auf die aktive Verantwortungsübernahme der Leitungsgremien (z.B. des Pfarrgemeinderates) bei der Entwicklung und Förderung des Ehrenamtes ankommen.

Gremien wie Gemeinde- und Pfarrgemeinderäte werden künftig für die Gewinnung, Förderung und Begleitung der Ehrenamtlichen Sorge tragen müssen. Ihnen wird die wichtige Aufgabe obliegen, Ehrenamtliche zu identifizieren, zu qualifizieren, zu legitimieren und schließlich auch zu beauftragen, wichtige Dienste innerhalb der Pfarrei / Einrichtung zu übernehmen. Ebenso sind sie es, die für den Dienst der so genannten Ehrenamtskoordinatoren innerhalb der Pfarrei Sorge tragen.

Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote schaffen

Eine der im diözesanen Dialogprozess am häufigsten gestellten Forderungen ist der Wunsch nach mehr Begleitung und Qualifizierung des Ehrenamtes. Die Zukunft des ehrenamtlichen Engagements wird im hohen Maße davon abhängen, wie gut es gelingt, die wachsenden spezifischen Anforderungen der verschiedenen kirchlichen Handlungsfelder mit entsprechenden Maßnahmen zu begleiten.

Diesem Wunsch wird in vielfacher Hinsicht Rechnung getragen:

  • Schaffung einer bistumsweiten, gemeinsamen Internet-Plattform, auf der mit Hilfe eines „Fortbildungsfinders“ Angebote zur Qualifizierung der Ehrenamtlichen gefunden werden können.
  • Entwicklung und Erarbeitung von Qualifizierungsmodulen für das Ehrenamt (Liturgische Dienste, katechetische Aufgaben, Ehrenamtskoordinatoren in den Pfarreien etc.)
  • Entwicklung und Erarbeitung von Qualifizierungsmodulen für Hauptberufliche, die die veränderte Berufsrollensituation der Hauptamtlichen mit notwendigen Fortbildungsangeboten begleiten.

Hier kommen Sie zu unserem Fortbildungsfinder >>>

Berufsrollen reflektieren, Zusammenarbeit zwischen dem Haupt und dem Ehrenamt verbessern

Eine lernende Kirche stellt sich den epochalen Veränderungen vor der Haustür.

Davon betroffen sind im besonderen Maße die hauptberuflich Beschäftigten der Kirche. Die unterschiedlichen pastoralen Berufsgruppen stehen mitten in einem Umgestaltungsprozess. Wir merken alle, dass auch die bis dato sicher geglaubten Rollenanforderungen und Rollenbilder der pastoralen Berufe an Deutlichkeiten und Bestimmtheiten eingebüßt haben.

Im besonderen Maße betrifft es auch das heutige Ehrenamtsverständnis. Denn in unserer individualisierten Gesellschaft misst man heute der persönlichen Entwicklung, persönlicher Entfaltung und Selbstverwirklichung einen viel höheren Stellenwert bei als früher. In dem bisherigen Modell der Ehrenamtsarbeit, in dem so genannten „alten Ehrenamt“, spielten diese Aspekte eine eher untergeordnete Rolle. Das „alte Ehrenamt“, das durch Dauerengagement, Einbindung in hierarchische Anordnungsketten und Annahme einer dienenden Funktion gekennzeichnet war, hat an vielen Stellen einen deutlichen Wertwandel erfahren und für so manchen an Attraktivität verloren.

Was heute mit der Kennzeichnung „Neues Ehrenamt“ betont wird, sind Werte wie kürzere, projekthafte Engagementformen, Eigenverantwortung, Selbstverpflichtung, Teilhabe an Entscheidungsprozessen.

Ein solches Verständnis wirkt sich auch auf die bisherigen Modelle der Pastoral und des Zusammenwirkens von „Laien“ auf der einen und „Profis“ auf der anderen Seite aus.  Auf Dauer wird das Kräfteverhältnis neue Gewichtungen und Zuschreibungen erfahren.

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